Veranstaltungsempfehlung: Neutralität – Friedensbeitrag oder Trittbrettfahrerei? (02. Juli 2014 im DHM, Berlin)

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Eine Kooperation der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) und dem Deutschen Historischen Museum
Die Schweizer Neutralität ist aus deutscher Sicht legendär. Wie ist sie entstanden? Wie neutral war und ist die Schweiz wirklich? Und was bedeutet Neutralität politisch, wirtschaftlich und militärisch? War die Schweizer Neutralität für die Bundesrepublik je ein ernstzunehmendes Modell? Wie kommt es, dass das jüngst zum europäischen Führungsstaat mutierte Deutschland immer mal wieder den Eindruck erweckt, sich nach einem Dasein als große Schweiz zu sehnen, die wirtschaftlich vernetzt ist, politisch aber diskret wirkt? Wie viel „Neutralität“ können sich Deutschland und Europa heute überhaupt noch leisten?
Impulsreferat
Sacha Zala, Direktor der Forschungsstelle Diplomatische Dokumente der Schweiz, Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Geschichte, Bern
Es diskutieren
Egon Bahr, Vordenker der Politik „Wandel durch Annäherung“ der Regierung von Willy Brandt in den 1970er Jahren, Berlin
Gabriele Metzler, Lehrstuhl für die Geschichte Westeuropas und der transatlantischen Beziehungen, Humboldt-Universität zu Berlin, Berlin
Philipp Mißfelder, außenpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag, Berlin
Hans-Christian Ströbele, Gründungsmitglied der Grünen, Mitglied des Deutschen Bundestages, Berlin
Moderation
Eric Gujer, Leiter Auslandsredaktion Neue Zürcher Zeitung, Zürich
Mittwoch, 02. Juli 2014, 18.30 Uhr im Schlüterhof (DHM, Berlin)
–> Weitere Informationen zur Veranstaltung (dhm.de)
–> Veranstaltungsflyer (PDF)


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► Die Eidgenossen – Eine kompakte Geschichte der Schweiz
eidgenossenIm Herzen Europas gelegen ist die Schweiz dennoch kein Mitglied der Europäischen Union. Das hat auch historische Gründe. Die Nationalstaaten Europas entstanden in ihrer Mehrheit aus Monarchien. Der Begriff des Staates funktionierte von oben nach unten über Beamte, Finanzen und Militärs. Drei Gemeinwesen hoben sich vor der Französischen Revolution davon ab: die Republik Venedig, die Republik der Vereinten Niederlande (nach dem Freiheitskampf gegen Spanien) und die Eidgenossenschaft. Von diesen überstand nur die Schweiz die napoleonische Epoche als Republik und blieb danach in den Konflikten Europas neutral.
Bis dahin hatte dieses aus Kantonen zusammengesetzte Gemeinwesen seine Eigentümlichkeiten lange im Rahmen, aber allmählich auch in Abgrenzung zum Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation entwickelt. Einige Qualitäten, die gerade die Modernität der Schweiz ausmachen, haben ihre Wurzel in diesen sehr alten politischen Formationen: Gemeindeautonomie und Föderalismus, das Konkordanzprinzip, das ländliche Selbstverständnis, die demokratische Mitsprache und die weltweite Vernetzung.
Endgültig ein Nationalstaat und eine geschlossene Einheit wurde die Schweiz erst durch Napoleon und durch die Schweizerische Bundesverfassung von 1848. Doch noch immer gilt: „Schwache Regierung, starke Verbände“.
Ein solches Laboratorium einer weltläufigen Sonderentwicklung mit starken Kontinuitäten zu den reichsfreien Städten und Genossenschaften des Mittelalters lohnt es sich zu studieren, gerade in einem Europa der Krisen.
Prof. Dr. Thomas Maissen, Schweizer Historiker an der Universität Heidelberg und seit September 2013 Direktor des Deutschen Historischen Instituts Paris, über seine kompakte Geschichte der Schweiz und sein spannendes Buch über die GEBURT DER REPUBLIK.
Spannend und informativ.


► Eidgenossen in den Kolonien
eidgenossen-kolonienDie Schweiz war keine Kolonialmacht. Aber viele Schweizer, Heimweh im Herzen, arbeiteten in der Fremde und suchten dort ihr Glück. So waren Schweizer Handelshäuser in Singapur im 19. Jahrhundert und über zwei Weltkriege hinweg im Tuchhandel aktiv. Für die Freizeit gründeten sie in ihrem asiatischen Domizil heimatliche Schützenvereine. Während des Gummi-Booms (die Gummibäume kamen aus Brasilien nach Sumatra) betrieben oder verwalteten Schweizer Plantagen. Die imperialen Kolonialherren, bei der Bevölkerung oft nicht beliebt, sahen die Zuarbeit der Eidgenossen gern. Auch hier galten Schweizer als neutral. Schweizer Söldner tun noch heute Dienst in der Garde des Papstes und verteidigten Ende des 18. Jahrhunderts den letzten französischen König bis zum Tod. Die Fortsetzung der „Schweizer Fremdarbeit“ setzt sich im Zeitalter des Imperialismus auf kommerziellem Gebiet fort.
Der Historiker Dr. Andreas Zangger, der in Amsterdam lebt und die Schicksale von Eidgenossen während der Kolonialzeit untersucht hat, berichtet.
Spannend und informativ.