Thema der Woche: Wer immer hofft, stirbt singend


Seit seiner Premiere 1982 in Paris wird am 21. Juni jährlich das Fête de la Musique begangen. In zahllosen europäischen Städten treten große und kleine Musiker honorarfrei auf, um musikalische Vielfalt zu fördern und zu feiern.
Nach den Urteilen des Bundesverfassungsgerichts gehört die Vielfalt der Musik, wenn einer sie liebt, zur Meinungsfreiheit. Die „Gärten der Musik“ gehören zu den „Gärten der Information“. Vorliegend geht es um Hoffnung. Auch ohne Grund wird von ihr gesprochen und gesungen. Die Bandbreite reicht von Richard Wagner über Christoph Schlingensief, Peter Weibel, DJ Shake aus Detroit, Helge Schneider bis zu Bernhard Lang, Heiner Goebbels, Verdi und T.W. Adorno: ein Garten mit Bohnen, die um ihrer selbst willen da sind.

► Wer immer hofft, stirbt singend! -Vielfalt der Musik (27 Filme)

► Gesang der Fische
gesang-fische„Die Erde ist gewaltig schön, doch sicher ist sie nicht.“ Aus: „Wie Ulfru fischt“ von Franz Schubert mit Jan Czajkowski.
An sich sind Fische stumm. Zur Frage, ob es Hoffnung gibt, gibt ihnen Franz Schubert eine Stimme. Dies ist T.W. Adornos Lieblingsstück von Schubert.


► Wer immer hofft, stirbt singend
wer-hofftDem Menschen ist die Hoffnung von Anbeginn mitgegeben. Sie ist Teil der Evolution. Sie gehört zur Wesensart des Blauen Planeten, zur Pflanzen- , Tier- und Mineralienseele und ist auch eine Sache der Gestirne. Die Gelehrten bezeichnen dieses Gefühl als Urvertrauen.
Ein besonderes Beispiel für einen Menschen, der immer hoffte und singend zugrunde ging, ist Antoine Billot. Bei einem Eisenbahnzusammenstoß überlebte er. Eine Betondecke stürzte ein, ihm geschah nichts. Bei einer Überschwemmung hing er am obersten Ast eines Baumes; im rechten Moment erreichten ihn die Retter. Im Krieg wurden Schwerverwundete aus dem Flugzeug gestürzt: Er fiel weich auf einen Misthaufen. Ein ungewöhnlich glücklicher Mensch inmitten von so viel Zufall und Unglück.
 


► Was ich schwarz, was ich weiß
weibel-schwarzDer Media-Artist, Autor, Musiker und Leiter des Zentralinstituts für Kunst und Medien (ZKM Karlsruhe): unverwechselbar Peter Weibel. Seine Theorien der Moderne, der Öffentlichkeit und der Kunst sind bahnbrechend. Seine eigenen künstlerischen Arbeiten antworten direkt auf die authentische Lebenserfahrung heutiger Menschen.
 


► Nebukadnezar – Ensemble mit Chor
nebukadnezar-ensembleGiuseppe Verdis erster durchschlagender Opernerfolg „Nabucco“ handelt von den Hebräern, die an den Flüssen Babylons gefangengehalten wurden und von der Schändung ihres Heiligtums durch den mächtigen König Nebukadnezar. Mit dem Dirigenten John Fiore am Klavier.
 


► Wann kommt der Vernichtungsschlag?
vernichtungsschlagNach seinem „Parsifal“ in Bayreuth inszenierte Christoph Schlingensief in Brasilien einen legendären „Fliegenden Holländer“ in der ehemaligen Gummi-Metropole Manaos am Amazonas. Die Stadt besitzt ein großes Opernhaus, in dem schon Werner Herzog drehte.
„Wann kommt er, der Vernichtungsschlag, an dem die Welt zusammenkracht?“
 


► Ach, ohne Hoffnung, wie ich bin
ohne-hoffnungDen Satz „Ach! Ohne Hoffnung …“ sagt der „bleiche Mann“, der Held Wagners, der sich, von Gott zu ewiger Sturmfahrt in den Meeren verurteilt, nach der Erlösung durch eine ihm treue Frau sehnt. Im Roman „Luft und Liebe“ von Anne Weber heißt es: „Meine Hoffnung war wie bei einem Fahrzeug, das auf glattem Eis plötzlich gebremst wird, noch 100 Meter weiter gerutscht. Es war meine eigene Hoffnung.“ Hoffnung lässt sich nicht bremsen, so wenig wie sich das „Urvertrauen“ aufzehrt. Menschen leben davon.
 


► Der fliegende Robert
robert„Der fliegende Robert“ ist ungehorsam. Bei Sturm und Regen verlässt er das Haus. Sein Regenschirm aber hebt ihn in die Lüfte. Eine Geschichte von Dr. Heinrich Hoffmann. Revitalisiert von H.M. Enzensberger.
 


► Landschaft mit entfernten Verwandten
anarchistenHeiner Goebbels war Mitbegründer des „Sogenannten linksradikalen Blasorchesters“. In „Landschaft mit entfernten Verwandten“ arbeitete er mit dem Ensemble Modern, einer Spitzengruppe von Musikern. Er entwickelte mit ihnen die Form der „Tableaus für das Musiktheater“, eine Innovation. In einer seiner jüngsten Kompositionen, „Stifters Dinge“, eröffnet er unerwartete Erfahrungshorizonte für den Zuschauer.
 


► Treue bis in den Tod
treue-todRichard Wagners dramatische Ballade „Der fliegende Holländer“ in der Urfassung von 1841 an der Staatsoper Stuttgart. Diese radikalere Version des Stückes (gespielt in einem Akt) wurde 20 Jahre vor der von Wagner überarbeiteten Endfassung, die in Bayreuth gespielt wurde, in Paris uraufgeführt.
Inszenierung: Calixto Bieito. Musikalische Leitung: Enrique Mazzola. Dramaturgie: Xavier Zuber. Eine aufregende Aufführung.
 


► Was mein ist, ist mein
wasmeinistDer Media-Artist, Autor, Musiker und Leiter des Zentralinstituts für Kunst und Medien (ZKM Karlsruhe): unverwechselbar Peter Weibel. Seine Theorien der Moderne, der Öffentlichkeit und der Kunst sind bahnbrechend. Seine eigenen künstlerischen Arbeiten antworten direkt auf die authentische Lebenserfahrung heutiger Menschen. Einer seiner Schlager: „Was mein ist, ist mein.“
 


► La Didone
didoneEine Klangfarbe aus den Anfängen der Oper. Unverwechselbar die venezianischen Opern von Francesco Cavalli, dem unmittelbaren Nachfolger von Claudio Monteverdi, der die westliche Operntradition begründete. „La Didone“ handelt von der Affäre des Flüchtlings aus Troja Aeneas mit der Königin von Karthago, Dido.
Für Heiner Müller war „La Didone“ ein Schlüsselerlebnis: Wer das Unheil Trojas an den Füßen trägt, tötet die schöne Königin Dido und wird dann Gründer von Rom: Aeneas. 3 00 Jahre später töten die Römer die Elefanten Karthagos und zuletzt verbrennen sie Korinth. Damit den Griechen das geschieht, was sie Troja antaten. Kreislauf der Rache (so Heiner Müller).
 


► „Die Sprache setzt die Körper in Bewegung“ – Begegnung mit Dimiter Gotscheff
gotscheffHeiner Müller schrieb an den Regisseur Dimiter Gotscheff nach dessen Inszenierung des Müller-Dramas PHILOKTET den legendären Philoktet-Brief: das Manifest des SCHWARZEN THEATERS. Darin geht es um die Sprache der Körper und das Schweigen. Gotscheffs Inszenierung der ANATOMIE TITUS, der HAMLET-MASCHINE und des PHILOKTET, alles Dramen von Heiner Müller, sind entscheidende Kommentare zu dem Werk dieses Dramatikers.
Begegnung mit Dimiter Gotscheff.
 


► Ein Höhepunkt abendländischer ICH-KULTUR
hoehepunktClaus Peymann, Leiter des Berliner Ensemble, früher Intendant des Burgtheaters Wien, über seine Zusammenarbeit mit dem großen Regisseur Einar Schleef. Man darf, sagt er, die oft ans Unmögliche grenzenden Forderungen, die Einar Schleef an das Theater stellte, nicht unterschätzen. Sie bezeichnen genau den Übergang zur Utopie, für die sich das Theatermachen überhaupt lohnt.
Die letzte Inszenierung von Einar Schleef blieb ein Fragment, da er kurz vor der Premiere starb.
Claus Peymann hat dieses Fragment im Berliner Ensemble behutsam rekonstruiert. Er ehrt damit den großen Theaterkollegen.
Einar Schleef ist berühmt für seine großen Chöre und Massenauftritte. Er selbst, sagt Peymann, gehörte zu den großen Solisten, ein letzter Höhepunkt der abendländischen Ich-Kult
 


► Die Welt, ein Tor zu 1 000 Wüsten
welt-wuesten„Die Welt, ein Tor zu 1 000 Wüsten stumm und kalt“. Peter Weibel und das Hotel-Morphila-Orchester zu einem Text von Friedrich Nietzsche.
 


► 1 000 musikalische Plateaus
plateausMit seiner Oper „I hate Mozart“ und seinem Zyklus „Differenz/Wiederholung (D/W)“ faszinierte der Komponist Bernhard Lang seine Hörer in der Konzertreihe „Wien modern“. Er stützt sich dabei auf sein untrügliches Ohr und zugleich auf die Philosophie von Gilles Deleuze und Felix Guattari. Gilles Deleuze schrieb „Differenz und Wiederholung“ (franz. „Difference et répétition“) und, gemeinsam mit Guattari, „1 000 Plateaus“. Begegnung mit Bernhard Lang und seiner Musik.
 


► Im wunderschönen Monat Mai
monat-maiMusik von Francesco Cavalli
Klavier: Sir Henry
 


► Die Mozart-Lüge
helge_MozartluegeStarb Mozart so jung wie immer behauptet wird? Dagegen spricht die allseitige Gegenwart dieses Musikers in Film, Funk und Fernsehen, behauptet Helge Schneider. Was an der Mozart-Lüge wahr ist, kann nur Wolfgang selbst beantworten. Auch wenn er manchmal besoffen war.
 


► La Cenerentola
la-cenerentolaDie bezaubernde Oper „La Cenerentola“ („Aschenputtel“) von Rossini umfasst schönste Passagen des Belcanto und Ensemble-Sätze von mechanischer Verrücktheit.
 


► Eine Frau voller Lebensgier
lebensgierDer Originaltitel von Verdis Oper „Traviata“ (= „die vom Wege Abgekommene“) hieß: Liebe und Tod. Der starke emotionale Gehalt dieser Oper machte sie zur Oper aller Opern.
 


► So ein Tag, so wunderschön wie heute …
tag-wunderschoenSo ein Tag, der dürfte nie vergehn …
Klavier: Sir Henry
 


► Detroit Techno
detroit-technoIn den frühen 70er Jahren entwickelte die deutsche Gruppe Kraftwerk einen neuen Musikstil. Der Detroit-Techno der Neunziger empfindet sich als direkten Nachkommen von KRAFTWERK, den „weißen Göttern“. Es geht um einen schnellen, relativ harten Schlag, mit der Betonung auf der Eins. Zu dem modernen Detroit-Techno der härteren Gangart gehört DJ Shake. Sein bürgerlicher Name ist Anthony Shakir und ursprünglich heißt er eigentlich Toni Coleman. Sein Label nennt er „Frictional“, abgeleitet von Friction = Reibung.
 


► Valsette
valsetteDer Begründer der Frankfurter Kritischen Theorie, T.W. Adorno, war als Komponist Schüler von Alban Berg. Der kurze Walzer von 1945, atonal, gehört zu den Kleinoden in seiner Arbeit. Eine Aufführung aus Anlass des Adorno-Preises 2009. Mit der US-Pianistin Heather O’Donnell.
 


► Ein Schelm ist ein Körper mit Augen
schelmDer Ausdruck „Ein Schelm ist ein Körper mit Augen“ stammt von dem französischen Dichter der Groteske Jean Rabelais.
 


► Stifters Dinge
stifters-dingeKlangprobe am Flügel
 


► Homme Bombe
homme-bombeAus: Landschaft mit entfernten Verwandten
Von Heiner Goebbels
 


► In Mar di Sangue
in-mar-die-sangueAus der Oper „Nebukadnezar“ von Guiseppe Verdi
Der Dirigent John Fiore am Klavier
 


► Von Russland geliebt, von Stalin verboten
tangokoenigEr war der Leiseste der Konterrevolutionäre. Er argumentierte mit seiner Musik: Tango-König Pjotr Konstantinowitsch Leschtschenko. Die Tangos, meist aus dem Jahr 1935, blieben erhalten, weil sie auf ausgediente Röntgenplatten schwarz gepresst wurden – illegal. Die Härte des Materials garantiert für Qualität und Überlebensdauer. Die Tangos klingen anders als spanische und südamerikanische. Der eindringliche Rhythmus begleitet Liebestexte. Die Texte gehen aber auch darauf ein, dass sie in einer Zeit entstehen, in der es heißt: „Ach, wie mörderisch wir lieben“. Der Tango-König fiel bei Stalin rasch in Ungnade. Von der Bühne herab verhaftet, starb er 1954 in einem Lager.
 


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► Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum (6 Filme)

musik-irrtum
Mit DJ Jeff Mills, Guiseppe Verdi, über R.W. Fassbinders Beerdigung und den Unterschied von General Schwarzkopf und Gouverneur Schwarzenegger.

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