Neu im Catch-up Service: Die Kunst der Niederlage


Eine Geschichte der Kapitulation
Wenn im Asymmetrischen Krieg eine Drohne, ferngeleitet, einen vermutlichen Terroristen in Somalia tötet, gibt es keine Chance der Kapitulation. Sie ist auch für die Kellerinsassen in einer Stadt, die von Bombengeschwadern angegriffen wird im Moment unmöglich. Auch Snowden wüsste nicht, wie und vor wem er, in die Enge getrieben, kapitulieren könnte. Er kann nur verurteilt werden oder flüchten.
Kapitulation ist in der Menschheitsgeschichte keine Selbstverständlichkeit. Wie der durch das Rote Kreuz gewährleistete Status des Kriegsgefangenen und die „Erfindung der Entscheidungsschlacht“ (geht sie verloren, gibt General Lee im Amerikanischen Bürgerkrieg seine Niederlage zu und hört auf) ist auch die Kapitulation eine zivilisatorische Errungenschaft mitten in den Monstrositäten des Kriegs. Sie ist dem Vernichtungsprinzip abgerungen und folgt aus dem Wunsch nach Selbsterhaltung. Das Frontschwein spricht (meist erst am Ende des Kriegs): Kapitulation ist mein Menschenrecht.
In einer brillanten Untersuchung hat Dr. Holger Afflerbach, Professor für Central European History an der University of Leeds, die „Kunst der Niederlage und die Geschichte der Kapitulation“ untersucht.
Spannend und informativ.


Literaturempfehlung:
Holger Afflerbach – Die Kunst der Niederlage: Eine Geschichte der Kapitulation

41Gn0hc3fVLWenn im alten Griechenland die Krieger in die Schlacht zogen, dann riefen die Mütter ihren Söhnen zu, sie sollten entweder mit dem Schild oder auf dem Schild zurückkommen, aber nicht ohne. Sie sollten also entweder siegen oder sterben.
Die Kapitulation galt als unehrenhaft, auch wenn sie häufig vorkam. Denn auch unterlegene Soldaten wollen weiterleben. Aber wie stellt man es an, eine Schlacht oder einen Krieg zu verlieren und trotzdem zu überleben? Dieser Kunst der Niederlage ist dieses Buch gewidmet. Es handelt vom Aufhören im Kriege, von der Dialektik zwischen soldatischer Ehre und Überlebenstrieb und von der Wechselwirkung zwischen den Bedingungen, die der Sieger stellt, und der Bereitschaft des Verlierers, sie zu akzeptieren. Die Kapitulation stellt eine Kulturtechnik dar, die sich über die Jahrtausende der menschlichen Geschichte wandelte und nicht zuletzt von gesellschaftlichen Entwicklungen und Veränderungen in der Waffentechnik abhing. Holger Afflerbach zeichnet diese Wandlungen nach und entwirft dabei eine neue Sicht auf die Geschichte des Krieges von der Steinzeit bis zur Gegenwart.
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Sehen Sie dazu auch auf dctp.tv:

► Kampf bis zur Selbstzerstörung – Die Idee eines totalen Kriegs im Oktober 1918

Vor dem Waffenstillstand 1918, der für Deutschland den ersten Weltkrieg politisch beendete, wurden Vorbereitungen für einen Endkampf getroffen, eine Fortsetzung des Kriegs bis zum Letzten. Die Vorschläge dafür kamen von Zivilisten, ganz entgegengesetzt zu der späteren Dolchstoßlegende. Sie kamen nicht vom Militär.
Prof. Dr. Michael E. Geyer, Historiker an der Universität von Chicago, berichtet über diese überraschenden Forschungsergebnisse.


► Blitzkrieg oder Blitzfrieden

Nach dem raschen Sieg von Königgrätz erzwang Bismarck gegen den Willen des Feldherrn Moltke und seines Königs den raschen Friedensschluss mit Österreich. Dieser Blitzfriede war notwendig, um Österreichs Neutralität im folgenden Krieg gegen Frankreich zu gewährleisten.
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